Mittwoch, 21. November 2018

Ich habe den englischen König bedient

Bild von HörbuchHamburg 
Steckbrief
Name: Ich habe den englischen König bedient
Geschrieben von: Bohumil Hrabal
Verlag: HörbuchHamburg
Geeignet für: Menschen, die Abenteuergeschichten mögen
Gelesen oder gehört: gehört als ungekürztes Hörbuch
Gelesen von: Wolfram Berger
Bewertung: 2,5 von 5 Punkten

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Klappentext 

"Der Pikkolo beginnt zu erzählen, nachdem er als solcher im "Hotel Zum Goldenen Prag" angestellt worden ist, wo er die Kunst des Servierens erlernen soll. Es bedurfte nicht viel Zeit, bis er begriff, was zu werden es sich lohne, was ihn entgegen seiner ärmlichsten Herkunft, entgegen seinem kleinen Wuchs groß machen würde. Millionär wollte er werden. Der Weg war lang, von Hotel zu Hotel, vom Oberkellner Zdenek zum Oberkellner Skrivanek, der, fragte man ihn, woher er denn alles wisse und warum er alles voraussehen könne, antwortete: Ich habe den englischen König bedient. Der Pikkolo aber, der schon längst keiner mehr war, war ausersehen, selbst diesen unübertrefflichen Mann zu übertreffen: Er durfte den abessinischen Kaiser bedienen.Verfilmt von Jiri Menzel mit Julia Jentsch."

Meine Meinung 
Der Inhalt von Ich habe den englischen König bedient hat mich ordentlich verwirrt. Der Titel des Hörbuches führte mich nämlich auf eine völlig falsche Fährte. Wir lernen unseren Protagonisten kennen, als er gerade eine neue Stelle angetreten hat und sein Leben in vollen Zügen (oder in den Zimmern vieler Frauen) genießt. Und die Erlebnisse auf der ersten CD handeln fast nur von den Frauengeschichten unseres angehenden Kellners. An dieser Stelle vermutete ich, dass es sich mit der Handlung wohl ganz einfach verhalte: Wir begleiten unseren Kellner so lange, bis er dann endlich den englischen König bedient. Doch da hatte ich weit gefehlt.

Eines Tages bekommt unser Kellner nämlich eine neue Anstellung und hat somit auch einen anderen Vorgesetzten. Und diesen Mann mustert er mit Bewunderung: Denn er braucht nur wenige Blicke, um die Kunden durchschauen zu können: Welcher der Gäste hat viel Geld? Wer möchte sich nur aufspielen? Wem lohnt es sich, Aufmerksamkeit zu schenken? Alles Tricks, die unser Protagonist erst noch herausfinden muss. Als er seinen Vorgesetzten fragt, woher er das alles wisse, antwortet er nur: Ich habe schließlich den englischen König bedient. Und an dieser Stelle begann mich die Geschichte dann so langsam zu interessieren. Als Bohumil Hrabal seinen Protagonisten dann noch in den Zweiten Weltkrieg geraten lässt, beschloss ich, das Hörbuch nicht abzubrechen.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich den Sinn hinter Ich habe den englischen König bedient nicht wirklich verstanden habe. Wir begegnen hier einem Protagonisten, der sich selbst am wichtigsten ist und in erster Linie an sich denkt. Und diese Einstellung hat mich extrem gestört, weil sie völlig weg von meiner eigenen Lebensphilosophie geht. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass unser Protagonist in der Geschichte nicht wirklich glücklich ist und das, obwohl er sich einen Lebenstraum erfüllt.

Kommen wir nun zur Gestaltung des Hörbuches: Das Hörbuch wurde ungekürzt von dem HörbuchHamburg Verlag produziert. Wolfram Berger liest uns die Geschichte vor. Er hat eine tiefe Stimme und fiel mir schon nach wenigen Sekunden aufgrund seines österreichischen Dialekts auf. Und ich muss sagen, der Dialekt passt auch ziemlich gut zur Geschichte. Allerdings konnte mich Wolfram Berger als Sprecher leider nicht überzeugen, da er mir zu wenig Betonung in die Geschichte gelegt hat und ich auch Mühe hatte, Charaktere auseinanderzuhalten.
Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass vielen Hörern Wolfram Bergers Dialekt als Stilmittel vollkommen ausreicht und sie sich schon alleine dadurch gut unterhalten fühlen.

Bohumil Hrabal hat einen interessanten Schreibstil. Er arbeitet sich von der Oberflächlichkeit hin zu einer annähernden Tiefe vor. Während ich am Anfang der Geschichte noch befürchtete, dass es ein Frauengeschichten-Roman wird, zeigt uns Bohumil Hrabal bald, was für eine feine Beobachtungsgabe unser Protagonist hat und das er seine Handlungen durchaus durchdenkt und erkennen kann, was in einer Situation wirklich vor sich geht, auch wenn der Schein nach Außen anders aussieht.
Richtig gut gefallen hat mir die Bedeutung des Buchtitels und das diese Redewendung immer wieder wiederholt wird.

Gesamteindruck
Ehrlich gesagt bin ich von Ich habe den englischen König bedient, etwas enttäuscht, weil ich etwas anderes von der Geschichte erwartet habe. Ich dachte, es geht um einen angehenden Kellner, der sich bis zum englischen König hocharbeitet. Stattdessen treffen wir auf einen Protagonisten, der auf der Suche nach seinem inneren Frieden ist. Natürlich war dieser Aspekt der Geschichte auch interessant, konnte mich aber nicht vollkommen in seiner Umsetzung überzeugen. 

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Den Textbaustein habe ich von Pergamentfalter übernommen.