Ende Februar habe ich Elena Ferrantes neapolitanische Saga beendet. Ein zentrales Thema dieser Reihe ist die Bildung: Wie wichtig ist Bildung wirklich? Wie viel kann man durch Bildung bewegen? Macht uns die klassische Bildung wirklich zu besseren Menschen?
In Elena Ferrantes Buchreihe wurde das Thema Bildung anhand verschiedener Aspekte beleuchtet und ziemlich ausführlich dargestellt. Einige dieser Aspekte werde ich in meinem Artikel aufgreifen.
Immer wieder sind mir Menschen begegnet, die Ungebildete belächelten, also Leute, die nicht den klassischen Bildungsweg gewählt und konsequent mit einem Studium beendet haben.
Sie hätten ja keine Ahnung von der Welt und vom Leben, weil sie ja nichts im klassischen Sinne gelernt haben. Und genau solche Ansichten nerven mich tierisch. Als ich dann auf Elena Ferrantes neapolitanische Saga stieß und mitbekam, dass auch ihr die ein oder anderen Aspekte nicht entgangen sind, war die Idee für diesen Artikel geboren.
Hinweis: Um meine Meinung besser belegen zu können, werde ich einige Szenen aus den Büchern beschreiben müssen. Wer die Reihe also noch nicht gelesen hat und die Aspekte lieber selbst entdecken möchte, sollte sicherheitshalber die Finger von meinem Artikel lassen.
Wer sich aber für meine Thesen interessiert und gespannt ist, welche Belege ich hierfür in der Reihe gefunden habe, ist herzlich eingeladen, weiterzulesen.
Einige der Überschriften sind eher plakativ und wahrscheinlich weniger ernstzunehmend anzusehen. Ich wünsche dennoch gute Unterhaltung :)
Zur Buchreihe
Die Freundinnen Elena und Lila wachsen in ärmlichen Verhältnissen in einem Randbezirk von Neapel auf. Beide Freundinnen besuchen die Grundschule und haben gute, bis sehr gute Leistungen. Sie sind ehrgeizig und wissbegierig. Doch Lilas Eltern halten es nicht für notwendig, dass ihre Tochter eine weiterführende Schule besucht. Elenas Eltern können gerade so von einer Lehrerin überzeugt werden, Elena auf eine weiterführende Schule zu schicken.
Elena arbeitet sich von der Realschule bis hin zum Abitur und einem Studium hoch, während sich Lilas Welt hauptsächlich in ihrer Heimat, dem Rione, abspielt. Doch beide Freundinnen verlieren sich nicht aus den Augen.
Bildung als Wettbewerb?
Schon im ersten Band der neapolitanischen Saga wird deutlich, dass sich Elena und Lila ständig miteinander vergleichen. Wenn es ein Gebiet gibt, auf dem die eine punkten kann, braucht die andere ein neues Territorium. Die Idee nur etwas wert zu sein, wenn man auch etwas oder am besten viel weiß, wird hier geboren. Und gerade Elena findet sich hier sehr wieder.
Immer wenn Elena glaubt, endlich etwas wert zu sein, bringt Lila etwas hervor, dass Elena klein aussehen lässt. Warum? Darüber können wir nur spekulieren. Als der Machtkampf in der Schule von Lilas Eltern gebremst wird, sucht sich Lila andere Statussymbole aus, um zu beweisen, dass sie es zu etwas gebracht hat. Welche das sind, das müsst ihr selbst herausfinden.
Doch wer glaubt, dass sich Lila in ihrem Leben innerhalb des Riones wohlfühlt, täuscht sich. Während sie nach außen hin stark wirkt und deutlich macht, was sie will, gibt es immer wieder Momente, in denen deutlich wird, an wem sie sich wirklich orientiert.
"Wer bin ich, wenn du nicht gut bist? Wer bin ich dann?"
Die Geschichte der getrennten Wege von Elena Ferrante
Während ich lange Zeit dachte, dass Elena ihren Selbstwert an Lila misst, wurde mir nach diesem Zitat klar, dass es auch genauso gut anders herum sein könnte. Lila ist eine starke Persönlichkeit. Man meint, sie hat ihr Leben im Griff. Deswegen hat es mich als Leserin manchmal wahnsinnig gemacht, mitansehen zu müssen, wie sehr sich Elena an Lila orientiert. Als ich dann bemerkte, dass diese Orientierung auf Gegenseitigkeit beruht, stellte mich das auch minimal zufrieden.
Bildung und Autorität
Buchlinge, ihr kennt es vielleicht: Je weiter man im klassischen Bildungsweg gekommen ist, desto mehr Ansehen genießt man. Doktoren werden beispielsweise ganz anders behandelt, als ein Sozialarbeiter, der zwar einen Bachelorabschluss, aber eben keinen Doktortitel hat.
Als Elena die weiterführende Schule besucht, lernt sie Leute aus anderen Kreisen Neapels kennen. Gleichaltrige, die sich bisher keine Sorgen um Bildung oder Geld machen mussten. Und so wird sie eines Tages auf eine Party bei ihrer Leherin eingeladen. Unsicherheit macht sich breit: Was ist, wenn sie der Gruppe nicht genügt?
"Er war der Erste, der mir zeigte, wie angenehm es ist, in eine fremde und womöglich feindliche Umgebung zu kommen und festzustellen, dass dein guter Ruf dir voraus geeilt ist."Die Geschichte eines neuen Namens von Elena Ferrante
Hier lernt Elena einen großen Vorteil der Bildung kennen: Viele Menschen interessiert nur das, was du weißt, aber nicht, was für ein Mensch du bist.
Elena ist nicht ohne Grund auf die Party eingeladen worden: Ihre Lehrerin schwärmt für Elenas Aufsätze und macht kein Geheimnis daraus. Hier wird Elena also das erste Mal eine Autorität zugeschrieben. Sie als Mensch scheint sekundär zu sein, was ihr in diesem Moment noch nicht bewusst ist. Erst einmal genießt sie es nur, sich nicht beweisen zu müssen, sondern zu wissen, dass man sie mit offenen Armen empfängt.
Autorität kann aber auch dazu führen, dass man sich hinter ihr oder dem gelernten Wissen versteckt.
"Dieser Mann strahlte Autorität aus, auch wenn Autorität eine Fassade ist und es manchmal nicht viel braucht, um sie, und sei es nur für Minuten, bröckeln zu lassen, sodass dahinter ein anderer, weniger erfreulicher Mensch zum Vorschein kommt."Die Geschichte des verlorenen Kindes von Elena Ferrante
Hier wird deutlich, dass Elena mittlerweile zwischen dem Menschen an sich und der Autoritätsperson unterscheidet. Nebenbei erwähnt: Nur weil jemand Autorität ausstrahlt, muss das nicht heißen, dass er wirklich vom Fach ist.
Und das sagt mir: Nur weil jemand Experte für sein Fachgebiet ist, heißt das nicht, dass ihm eine allumfassende Autorität zusteht. Dass seine Meinung in jedem Bereich mehr zählt, als die Ansicht eines Menschen, der, von seinem Bildungsweg betrachtet, vielleicht ein paar Stufen tiefer zu finden ist.
Jahre später genießt Elena auch in ihrer Heimat, dem Rione, hohes Ansehen. Sie hat es zu etwas gebracht. Sie kennt wichtige Menschen und weiß viel. Als sie eines Tages wieder von einer Bewohnerin in den Himmel gelobt wird, stellt sie sich folgende Frage:
"Wie kann ich dieser Frau nur erklären, überlegte ich, dass ich seit meinem siebten Lebensjahr eine Sklavin von Buchstaben und Zahlen bin."Die Geschichte der getrennten Wege von Elena Ferrante
Selbst zu denken ist anstrengend
"Die große Masse der Gebildeten kommentiert Zeit ihres Lebens nur faul die Ideen anderer."Die Geschichte des verlorenen Kindes von Elena Ferrante
Ich kann mich noch gut an die ersten Wochen meines Studiums erinnern. Hier und da hatte ich das Gefühl, mir eröffnen sich neue Welten. Ich entdeckte Ansichten, Methoden, Philosophien über die man wunderbar diskutieren konnte. Ich habe das neue Wissen aufgesogen und versucht mit meinen Ansichten zu vergleichen.
Nach und nach stellte ich aber fest, dass uns zwar viele Philosophien vorgestellt wurden, es aber nichts gab, was daran anknüpfte. Es ging nicht darum, die vorgestellten Ansichten infrage zu stellen oder weiterzuentwickeln, sondern einzig und allein darum, diese zu begreifen und nachvollziehen zu können.
Auch in den meisten Fachbüchern ist es nicht anders. Autoren fassen die Ansichten von anderen, vielleicht angeseheneren, Wissenschaftlern zusammen. Im besten Fall kommentieren sie diese Zitate und schmücken das eben gesagte noch einmal besser oder verständlicher aus. In vielen Büchern habe ich aber den Eindruck, dass es sich nicht um ein Fachbuch, sondern mehr um eine Ansammlung an Zitaten handelt. (Dennoch ist auch das ein ziemlicher Arbeitsaufwand, der nicht abgewertet werden soll).
Einerseits konnte ich diese Art des (wissenschaftlichen) Vorgehens nachvollziehen. Warum muss man das Rad neu erfinden, wenn es bisher doch super funktioniert hat? Andererseits stellte ich fest, dass es mir zu wenig war und ich mich beispielsweise in den Vorlesungen darauf freute, wenn Dozenten Beispiele aus der Praxis einfließen lassen konnten. Dann kamen sie nämlich auf Inhalte zu sprechen, deren Theorie zwar vorgegeben war, aber deren Praxis von ihren eigenen Erfahrungen geprägt war.
Nun spannen wir aber den Bogen zum obigen Zitat: Dieses Zitat ist eines meiner Lieblingszitate aus der neapolitanischen Saga. Zum einen, weil ich merkte, dass es noch jemandem so erging, wie mir und zum anderen, weil unsere Protagonistin Elena diesen Gedanken auch noch ausspricht und sich nicht davor fürchtet, man würde sie danach weniger ernst nehmen.
Auch ihre Freundin Lila kommt zu einer ähnlichen Erkenntnis. Allerdings stellt diese fest, dass das Nicht-selbst-Denken wollen, nicht etwa aus Faulheit passiert, sondern, weil man es nicht anders gelernt hat.
"Sie tun das, weil sie da geboren sind. Aber in ihrem Kopf haben sie nicht einen eigenen Gedanken. Nicht einen, den sie sich erarbeitet haben. Sie wissen alles und wissen nichts."
Die Geschichte eines neuen Namens von Elena Ferrante
Wenn du nichts weißt, bist du auch nichts wert
Wie im ersten Abschnitt bereits angedeutet, ist Bildung auch eng mit dem Selbstwert eines Menschen verknüpft. Man wird anders angeschaut, wenn man einen Doktortitel im Ausweis vorzeigen kann.
Wir reisen zurück zu der oben beschriebenen Party. Elena durfte eine Freundin mitbringen. Und natürlich hat sie sich für Lila entschieden. Während sich Lila im Rione selbstbewusst bewegt, hatte Elena Angst, dass sie auch auf der Party schnell alle Blicke auf sich ziehen und alle Gäste um sich scharen würde. Doch da hat sie sich getäuscht:
"Sie wurde behandelt, als könnte sie so etwas nicht begreifen. Sie wollten sie nicht, wollten überhaupt nicht wissen, was für ein Mensch sie war."Die Geschichte eines neuen Namens von Elena Ferrante
Während schnell philosophisch, politische Diskussionen in Gang kommen, steht Lila unsicher daneben. Schließlich verfügt sie nicht über Fachwissen, um sich an den Gesprächen beteiligen zu können.
Dieses Zitat zeigt deutlich, dass man sich nicht für Lilas Meinung interessiert. Elena ist im Fokus, weil sie diejenige, mit den guten Aufsätzen ist. Elena wird bewusst - wobei hier nicht ganz klar ist, ob es schon im Moment, oder erst im Nachhinein war - dass das Mensch sein hier nichts wert war.
Bildung schützt nicht vor Dummheit
Nun kommen wir zu einem der Dialoge, die der Grund für diesen Artikel sind. Erst einmal muss ich hierfür auf die gesellschaftlichen Unterschiede eingehen: Elena kommt aus einer Gegend, in der Streitigkeiten lautstark und emotional ausgetragen werden. Man hielt seine Emotionen nicht zurück, brüllte und schlug auch schon mal, wenn es eben sein musste. Mit Argumenten kam man hier nicht weit. Meist behielten diejenigen Recht, welche die höhere Autorität hatten. Bezogen auf Elenas Familie waren das ganz klar ihre Eltern.
Durch Elenas Schulbildung lernte sie, auch andere Arten der Diskussion kennen. So heiratete sie einen Mann, in dessen Familie auch diskutiert und gestritten wurde. Allerdings nicht laut und ausfallend, sondern ruhig und sachlich.
Elena fühlte sich bei ihren Schwiegereltern anerkannt. Ihre Schwiegermutter öffnete ihr beruflich wichtige Türen. Doch als der Bruch mit ihrem Ehemann droht, zeigt sich deutlich, dass Bildung nicht vor Dummheit schützt. Dieser Dialog spielte sich zwischen Elena und ihrer Schwiegermutter ab:
"Nein, ich bin wirklich auf deiner Seite gewesen. Aber im Rahmen einer Abmachung, die du hättest einhalten müssen.""Was denn für eine Abmachung?""Die bei deinem Mann und den Kindern zu bleiben."[...]"Ich werde dir alles wegnehmen, was ich dir gegeben habe."Die Geschichte des verlorenen Kindes von Elena Ferrante
Neben dem ganzen Wissen was einem durch die Bildung vermittelt wird, lernen wir auch, zu reflektieren. Und zwar nicht nur, Philosophien und Ansichten verschiedener Wissenschaftler, sondern im besten Falle auch die Einstellungen bezogen auf das eigene Leben.
Hier müssen wir feststellen, dass Elenas Schwiegermutter in ihrer Vorstellung von Richtig und Falsch gefangen ist. Wer sich nicht an ihre Vorstellung von einem korrekten Leben hält, hat es auch nicht mehr verdient, unterstützt und gefördert zu werden. Dass sich Gefühle, oder Dinge auch ändern können und man sich neu sortieren muss, scheint für Elenas Schwiegermutter nicht zu zählen. Wenn wir uns ihre gesellschaftliche Position anschauen: Sie hat studiert und einen einflussreichen Job in einem Verlag.
Und dennoch schützen all ihr Wissen und ihre berufliche Erfahrung sie nicht davor, im eigenen Weltbild gefangen zu sein. Ziel der Bildung sollte es doch eigentlich sein, die eigene Position stehen lassen zu können und sich den Standpunkt von jemand anderem anschauen und kritisch hinterfragen zu können. Leider scheint das bei der guten Frau nicht funktioniert zu haben.
Bildung vs. nicht Bildung? Was denn nun?
Bisher habe ich versucht, die Vor- und Nachteile von Bildung zu beleuchten. An welcher Stelle nützt uns Bildung und wo beginnt der Mensch, sich hinter seinem Wissen zu verstecken? Im zweiten Teil des Artikels soll es um die Frage gehen, welche Vorteile Menschen haben, die noch nicht von Bergen von Wissen beeinflusst sind.
Den Menschen so nehmen, wie er ist
Elena hat es gewagt. Sie hat ihren Mann verlassen und ist mit ihrer Jugendliebe zusammengekommen. Doch ihr neuer Partner hat auch im Rione keinen guten Ruf. Als sie eines Tages mit ihm im Rione auftaucht, inszeniert Lila ein Zusammentreffen mit alten Freunden. Doch dort macht Elena eine ungewöhnliche Feststellung.
"Keiner der Anwesenden, obwohl sie nicht die geringste Sympathie für Nino bekundeten, deutete eine Kritik an der Kehrtwende in meinem Gefühlsleben an. Nicht einmal mit einem Blick oder einem Grinsen."
Die Geschichte des verlorenen Kindes von Elena Ferrante
Elena hat etwas geschafft, wovon viele Menschen im Rione träumen. Sie hat einen Weg heraus aus der Armut gefunden und einen Mann mit einer guten Position geheiratet. Da wäre es doch also logisch gewesen, wenn man ihr es dann vorhält, den Mann zu verlassen. Doch im Rione empfing man sie und Nino mit offenen Armen und freute sich, dass sie wieder einmal vorbeischaute. Im Gegensatz zu Elenas Schwiegereltern konnten die Bewohner des Rione ihre eigene Abneigung gegenüber Nino hinten anstellen und sich für Elena freuen.
Die Menschen auf das Wesentliche reduzieren
Buchlinge, vielleicht kommt euch das folgende Beispiel etwas bekannt vor: Ihr sitzt in einer Lehrveranstaltung oder einem Vortrag. Der Referent spricht über ein Thema und ihr merkt, dass ihr nicht den Hauch einer Idee habt, worum es eigentlich geht. Dann beginnt ihr langsam abzuschweifen und andere Dinge wahrzunehmen: Seine Sprache, die Gestik. Oder ihr achtet vielleicht darauf, wie der Referent seine Thesen begründet.
Und genau das macht Lila in der neapolitanischen Saga. Sie gibt sich nicht mit ausgeschmückten Formulierungen zufrieden. Es interessiert sie nur, was Menschen tun und nicht das, was sie sagen.
Lila war eine Zeit lang in einer schwierigen Situation. Sie arbeitete in einer Fabrik und musste sich und ihren Sohn über die Runden bringen. In den 70er Jahren gab es in vielen Ländern Bewegungen, die sich gegen die schlechten Arbeitsbedingungen auflehnten. So geriet auch Lila in so eine Bewegung. Diese wurde allerdings nicht von den Arbeitern angeführt, sondern von den Akademikern. Als Lila in eine Aktion mit hineingezogen wurde, machte man ihr in der Fabrik unmissverständlich klar, dass man sie unter diesen Umständen nicht länger dulden könnte. Da ging sie in die Vollen und suchte diejenigen auf, die sie in diese Lage gebracht hatten:
"Und wenn ich meine Arbeit verliere, komme ich her und wohne hier. Ihr gebt mir was zu essen und die Verantwortung für mein Leben übernehmt dann ihr?"
Die Geschichte des verlorenen Kindes von Elena Ferrante
Dieses Zitat zeigt mir, dass sich Lila sehr wohl über ihre Position bewusst ist. Sie weiß, dass sie sich um sich selbst kümmern muss und sich nicht auf Andere verlassen kann. Außerdem klagt sie diejenigen an, die nicht weitergedacht haben. Revolutionen sind ja schön und gut, aber nicht, wenn die Drahtzieher ungeschoren davonkommen.
Immer wieder heißt es, dass Ungebildete keinen Schritt weiterdenken. Lila beweist hier etwas anderes.
Ich habe bereits schon mehrfach von der Party erzählt, auf die Elena und Lila eingeladen wurden Hier kam Lila zu folgender Erkenntnis:
"Kein einziges Wort von dem was sie gesagt haben, war zu verstehen. Sie haben sich nicht einmal untereinander verstanden."
Die Geschichte eines neuen Namens von Elena Ferrante
Und Elena erkannte, dass ihre Freundin die wesentlichen Dinge erfasste, ohne jemals ein Gymnasium oder eine Universität von innen gesehen zu haben.
"Ich wollte anerkennen, dass sie schon von klein auf alles begriffen hatte, ohne Neapel je zu verlassen."
Die Geschichte der getrennten Wege von Elena Ferrante
Mein Fazit
Buchlinge, im schlimmsten Fall seid ihr nun hier unten angekommen und fragt euch wutentbrannt, was ich eigentlich von euch will. Schließlich kritisiere ich Bildung, gehe in diesem Artikel aber genauso vor, wie es uns beigebracht wurde:
Ich brauche eine Buchreihe, die mir Zitate liefert, damit ich meine eigene Meinung belegen kann. Und das nur, weil ich bei der Vorbereitung des Artikels gemerkt habe, dass mich wahrscheinlich kein Mensch ernst nimmt, wenn ich meine Meinung einfach so niederschreibe, ohne irgendwelche Belege für meine Thesen zu liefern. Selbst, wenn es sich hierbei nur um eine fiktive Geschichte handelt.
Mir war und ist es wichtig zu betonen, dass Bildung im Prinzip nicht schlimm ist, sie uns aber nicht etwa zu besseren Menschen macht. Durch Bildung erlangen wir vielleicht mehr theoretisches Wissen als andere Menschen. Dennoch schützt uns Bildung nicht davor, Fehler zu machen oder Menschen zu verletzen.
Ich möchte Studenten oder Akademiker keinesfalls abwerten. Schließlich bin ich auch kurz davor, mein Studium erfolgreich zu beenden. Es hat mich viel Arbeit gekostet, hebt mich aber dennoch nicht von anderen Menschen ab, die kein Studium absolviert haben.
Für mich geht es im Leben nicht darum, was Menschen wissen, sondern was sie tun und wie sie ihrem Gegenüber begegnen. Sind sie in ihren eigenen Wertevorstellungen gefangen und können daher gar keine neuen Sichtweisen annehmen? Schaffen sie es über ihren eigenen Tellerrand hinauszublicken? Und das sind Fähigkeiten, die unabhängig von einem klassischen Bildungsweg erreicht werden können.
Ich hoffe, ihr versteht nun ein bisschen besser, was ich zu Beginn des Artikels meinte. Ich möchte diesen Beitrag mit einem letzten Zitat beenden:
"Ihr Lehrer gebt so viel aufs Lernen, weil ihr damit euer Brot verdient. Aber lernen nützt gar nichts. Es macht einen auch nicht zu einem besseren Menschen."
Die Geschichte der getrennten Wege von Elena Ferrante
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Die Hörbuchreihe wurde mir als Rezensionsexemplare kostenfrei von der Hörverlag zur Verfügung gestellt.